Buchvorstellung und Gespräch mit Norbert Hummelt zu seinem neuen Lyrik-Band „Hellichter Tag“ und den darin enthaltenen Gedichten, die in und um Marburg spielen und die aus seiner Zeit als Stipendiat im Otto-Ubbelohde-Haus in Goßfelden stammen

Der Band „Hellichter Tag“ enthällt neue Gedichte von Norbert Hummelt, einem der bedeutendsten Lyriker unserer Zeit. Diese Gedichte sind zwischen 2018 und 2024 entstanden. Hummelt erkundet Momente, in denen sich die Verletzlichkeit von Beziehungen und unserer Welt als solcher offenbart: Jeden kann es treffen, von jetzt auf gleich, dass Sicherheiten brüchig werden und kein Geländer in Reichweite ist, zumal in Berlin, der „wimmelnden stadt, stadt voller träume, wo am hellichten tag das gespenst den passanten bedrängt“. Eindringlich spüren die neuen Gedichte von Norbert Hummelt dem Gefühl nach, ausgesetzt zu sein. Sie erkunden Momente, in denen sich die Verletzlichkeit unseres Lebens offenbart. In der Ablösung zwischen Vater und Tochter, den Erinnerungen an die Eltern, der Gefährdung der Natur. Es sind Verse, die aus einem weiten literarischen Hallraum kommen, von Dante bis zu Pound und Eliot. Verse, die uns zum Nachdenken bringen und die Norbert Hummelt zugleich mit einer fühlbaren Leichtigkeit meistert. Und am Ende scheint gar eine neue Liebe als utopischer Ort auf, „können wir uns hierher flüchten, wo die hagebutten leuchten u. / die dohlenvögel kreisen?“

Bild Norbert Hummelt © Laura Baginski

Norbert Hummelt wurde 1962 in Neuss geboren und lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Für sein lyrisches Gesamtwerk wurde er 2021 mit dem Rainer-Malkowski-Preis ausgezeichnet. Zuvor hatte er u.a. den Hölty-Preis (Deutschlands höchstdotierten Lyrikpreis), den Rolf-Dieter-Brinkmann-Preis, den Mondseer Lyrikpreis sowie den Niederrheinischen Literaturpreis erhalten. Er übertrug T.S. Eliots Gedichtzyklen „Das öde Land“ und „Vier Quartette“ neu ins Deutsche und ist Herausgeber der Gedichte von W.B. Yeats. Bei Luchterhand erschienen zuletzt seine Gedichtbände »Fegefeuer« und »Sonnengesang« und 2022 das Buch „1922  –  Wunderjahr der Worte“. 2023 war Norbert Hummelt für drei Monate Stipendiat des Literaturvereins „Zwei Raben – Literatur in Oberhessen“ im Otto-Ubbelohde-Haus in Goßfelden. 2024 erscheint „Eselsohren  –  Essays zur Literatur“ und zusammen mit Jan Wagner ist er Herausgeber der Anthologie „Tanzt die Orange. 100 Antworten auf Rilke“, die im September 2025 im Hanser Verlag veröffentlicht worden ist.